75 % der 50- bis 75-jährigen Österreicher haben keine Pläne, wo sie im Alter wohnen werden. So eines der signifikanten Ergebnisse der Silver Living Studie „Die 50- bis 75-Jährigen in Krisenzeiten – Wohnbedürfnisse, Zukunftsaussichten und mehr2. Die repräsentative Studie3 wurde vom renommierten SORA Institut wissenschaftlich begleitet.

Die Schlüsselaussagen der Studie lauten:

  1. Verdrängen: Mehrheit will wohl selbstbestimmt wohnen, trifft aber selbst keine Entscheidungen bzw. verdrängt die zu erwartende, individuell nötige Betreuung (Stichwort: Phantombetreuung, bzw. „es werden sich schon andere darum kümmern“)
  2. Zu wenig Eigentumsvorsorge1: Die Schere zwischen Besitzern von Wohneigentum und jenen, die kein Wohneigentum haben, ist ein wesentlicher Faktor für die spätere Zufriedenheit im Alter.
  3. Individuelles und gesellschaftliches Ignorieren als österreichische Grundeinstellung: Die vorhersehbare Altersarmut vieler Babyboomer (graue Altersarmut) ist nicht im Fokus der Öffentlichkeit, geschweige denn der Politik

„Best Ager reflektieren leider häufig ihre Wohnsituation erst, wenn beispielsweise Gründe wie Barrierefreiheit, Wohnungsgröße, Bedarf nach Gesellschaft oder finanzielle Situation schlagend werden“,

erklären die beiden Geschäftsführer Walter Eichinger und Thomas Morgl.

„Fakt ist zudem, dass Menschen wohl selbstbestimmt leben wollen, selbst aber keine Entscheidung über ihre zukünftige Wohnform treffen möchten. De facto wird die Wohnzukunft in diesen Lebensjahren oftmals verdrängt.“

29 % der eigentumslosen 50- bis 65-Jährigen wissen nicht, wo sie im Alter wohnen sollen

Eine wesentliche Erkenntnis der Silver Living Studie ist, dass Menschen ohne Eigentum (29 %), also ohne eigenes Haus oder Wohnung, in der Altersgruppe der 50-bis 64-Jährigen oft nicht wissen, wo sie im Alter wohnen sollen. Menschen mit Eigentum planen häufiger einen Verbleib in der aktuellen Wohnung (68 %), als die Gruppe ohne Eigentum.

„Als zentrales Problem bleibt, insbesondere für einen Teil der geburtenstarken Jahrgänge der 1960er Jahre, die künftige Leistbarkeit des Wohnens“,

so Walter Eichinger und Thomas Morgl.

„Auch wenn die Versorgung der älteren Bevölkerung in einem der reichsten Länder grundsätzlich machbar sein sollte, so ist doch davon auszugehen, dass sich die Einkommenssituation für die ältere Bevölkerung aufgrund der derzeitigen Krisen insgesamt verschlechtert. Leider finden viele Menschen ohne Eigentum oft kein passendes Angebot für das Alter. Notwendig sind deshalb gezielte Informationen & Angebote für Menschen ohne Eigentumswohnung/-haus in allen Bundesländern.“

Umzugsgründe im Alter

Die häufigsten Gründe für einen geplanten Umzug im Alter sind Barrierefreiheit/Gesundheit (34 %) und Wohnungsgröße. Oftmals findet ein ungeplanter Wohnungswechsel auch wegen einer Änderung der familiären Situation statt (18 %).

„Leider verlassen sich sehr viele Seniorinnen und Senioren darauf, dass ihnen im Alter bei der Problemlösung von jemandem geholfen wird, entweder durch die Kinder, die Gemeinde oder sonst irgendjemanden“, ergänzen Eichinger und Morgl, „wir sprechen in diesem Zusammenhang von einer Phantombetreuung. All diese Gründe zeigen, dass eine Auseinandersetzung mit dem Thema Wohnen im Alter in der Bevölkerung notwendig ist, bzw. dass frühzeitig darüber nachzudenken ist, die eigenen vier Wände altersfit zu machen. Leider ist individuelles und gesellschaftliches Ignorieren eine österreichische Grundeinstellung: Die vorhersehbare Altersarmut vieler Babyboomer (graue Altersarmut) ist nicht im Fokus der Öffentlichkeit, geschweige denn der Politik.“

Häufigster Wunsch ist es daheim bleiben zu können, ein Viertel kann sich Alternativen vorstellen

58 % der 50- bis 64-Jährigen möchten auch im Alter zuhause, gegebenenfalls auch mit Unterstützung, leben. Im Gegenzug haben 22 % der Befragten den Wunsch, im Alter andere Wohnformen wie Betreutes Wohnen, Betreute Seniorenwohngemeinschaften oder Mehrgenerationen-Wohnen zu nutzen.

„Dieses Ergebnis korrespondiert klar mit der Silver Living Studie aus dem Jahr 2016“, bestätigen Eichinger und Morgl.

Teuerungswelle derzeit stärkster Besorgnisbringer bei 50- 75-Jährigen

Für 80 % der 50- bis 75-Jährigen ist die Teuerungswelle der stärkste Sorgenbringer, gefolgt vom Ukraine-Krieg (71 %), der Klimakrise (67 %) und der Corona Pandemie (39 %).

Auffallend ist dabei, dass Pensionisten tendenziell über die globalen Krisen mehr besorgt sind als Erwerbstätige. Wesentlicher Sorgenbringer der 50- bis 75-Jährigen ist die eigene finanzielle Situation. In diesem Punkt finden sich ausnahmsweise bei den Erwerbstätigen etwas häufiger Sorgen als bei Pensionisten.

Einsamkeit und Armut machen krank

Aufgrund der Corona-Pandemie gaben 28 % der Befragten an, dass sich ihre körperliche Gesundheit verschlechtert hat, bei 25 % die psychische Gesundheit und bei 19 % die sozialen Beziehungen. Die psychische Gesundheit litt bei Erwerbstätigen tendenziell stärker als bei Pensionist*innen.

Die Pandemie wirkte sich auf Alleinlebende und ökonomisch benachteiligten Menschen stärker aus. Schon frühere Studien von Silver Living zeigten, dass Einsamkeit der wesentliche Trigger für die Verschlechterung der individuellen Lebensqualität ist.

„Die Vereinsamung im Alter wird in den nächsten Jahren schon allein wegen der demografischen Entwicklung zu einer Herausforderung werden“, erklären Eichinger und Morgl das Studieninteresse. „Betreutes Wohnen, wie wir es sehen, ist auch ein ausgezeichnetes Angebot, um soziale Kontakte im Alter pflegen zu können.“

Presseinformation downloaden

[1] Eigentum wurde in der Studie als Wohnungs- bzw. Hauseigentum definiert

[2] Bitte den vollständigen Namen der Studie „Silver Living Studie – Die 50- bis 75-Jährigen in Krisenzeiten“ anführen.

[3] Insgesamt wurden für die Studie 300 Telefon- und 300 Onlineinterviews in der österreichischen Bevölkerung in der Altersgruppe 50 und 75 im Juli und August durchgeführt. Die Gewichtung erfolgte nach Geschlecht, Alter, formale Bildung, Erwerbsstatus, Bundesland.